Das Ende der Pfadfinder ? Oder nur des BDP ?                                   

Heureka!!!                                                        

1989

Wieder einmal hatte Fortuna ihr Füllhorn über uns ausgeschüttet. Sprachlos standen wir auf einem wunderschönen Grundstück, gelegen an einem kleinen See, dass Bauer Heinrich uns gerade zur Miete angeboten hatte. Klar schlugen wir sofort zu und so wurde der Centaurenwald unsere Heimat für die nächsten 30 Jahre.

Es war ein langer Weg hier her. Den Wirren der 60iger Jahre war der Bund deutscher Pfadfinder (BDP) zum Opfer gefallen. Unsere Nachbarstämme verschwanden fast über Nacht. Das Ende der Pfadfinder entsprach dem Zeitgeist. Unsere starke Rover Mannschaft zog es zu fernen Universitäten oder sie gingen zur Bundeswehr.

Der nun stark reduzierte Haufen freute sich aber auch über Frauen/Freundinnen, Kinder und Quereinsteiger. So wurden wir zu einer Bündischen Gemeinschaft. Uns fehlte jetzt nur noch ein Anlaufpunkt, eine Festung wo man hinging und Freunde traf.

1974 fanden wir endlich ein altes Kötterhaus, das zur Miete stand. Wir griffen zu und richteten es für unsere Bedürfnisse her. Die kleinen und größeren Feste waren nun stets ein Highlight. Auf der großen Deele kamen dann auch schon mal knapp 200 Leute zusammen. Jetzt brauchten wir nur noch neue Aufgaben. 1976/77 erfuhren wir von unserem Freund Hermes, dass im Sauerland ein Freizeitpark eröffnet hatte, wo man sich große Planwagen, gezogen von 2 Kaltblüterpferden, leihen und damit im Sauerland rumkutschieren konnte. Da gab es kein Halten mehr. Auf, auf, schallte es von Mund zu Mund, Ostern stand vor der Tür und so zogen wir mit 32 Leuten bei dichtem Schneetreiben und eisiger Kälte ins Sauerland. Dort mieteten wir 5 Planwagen und 6 Norweger als zusätzliche Reitpferde. Niemand von uns ahnte, dass diese Tage das Leben von uns allen verändern würde. Darüber zu berichten würde aber den Rahmen dieser Chronik sprengen.

3 Wochen nach Ostern; der Arzt im Krankenhaus verabschiedete Rüdiger mit den Worten: „Wenn ihre Gruppe das nächste Mal kommt, unterrichten sie uns doch bitte.“ Doch unsere Zukunftspläne waren längst gefasst. Was meint ihr, wie die aussahen? Richtig! Wir mussten Kleinpferde haben, in der Art der Norweger. Im August 1977 waren wir stolze Besitzer von 4 Haflingern. Für Jugendarbeit war jetzt keine Zeit mehr, wenn es eben ging, waren wir im Sattel unterwegs. Der Höhepunkt war ein 2-Tages-Ritt über 100km.

 

Geschlafen wurde unter der Kohtenplane oder im Stroh. Die Presse war natürlich auch vor Ort und brachte einen Artikel mit der Überschrift: „15 Centauren 100km im Sattel“ Handys gab es noch nicht und so legten wir uns  Jagdhörner zu, um uns draußen zu verständigen. Doch wie entlockte man diesen Blechdingern die Töne?

 

Mit dem Planwagen unterwegs

Unser Freund Ruppi, seines Zeichens Jagdbläser, machte zur Bedingung, dass wir ein Jagdhornchor aufstellten. Ruppi machte seine Sache sehr gut, und schon bald waren wir 15 Mann, die sämtliche reiterlichen Jagden aber auch große Festlichkeiten musikalisch begleiteten. Es waren 2-3 tolle Jahre, doch dann schlugen die Schicksalsgöttinnen wieder zu.     

Auf der Equitana 1978 wurden das erste Mal die in Deutschland völlig unbekannten Friesenpferde vorgestellt. Peter und Ekki kamen verzaubert von der Equitana zurück. Ihre Begeisterung riss die Anderen mit und so fuhren dann bald 4 Mann nach Leeuwarden um sich diese Pferde mal anzusehen. Ich will es abkürzen. Schon bald schmuggelte Ekki zusammen mit einem Belgier in einer Nacht- und Nebelaktion 2 Pferde von Holland über die grüne Grenze. Ein neuer Abschnitt in unserer Geschichte hatte begonnen.

Ob unterm Sattel oder im Gespann, Friesenpferde sind immer eine Augenweide. Als nächstes wurden wir Besitzer eines Trekking- und Planwagens. Nun konnten wir kreuz und quer durch Deutschland fahren. Die Deutsche reiterliche Vereinigung bot Fahrlehrgänge zum Erwerb des Kleinen und des Großen Fahrabzeichen in Bronze und für das Große in Silber an. Zwischen den einzelnen Prüfungen musste jeweils ein Jahr Abstand liegen. Wir nahmen an allen Prüfungen mit Erfolg teil. 15 Centauren hatten nun das  silberne Fahrabzeichen, damit waren wir erfolgreicher als die größten Reit- und Fahrvereine Deutschlands.

 

Wahre Freundschaft sollte nicht wanken….schmerzvolle Trennung

Mit unseren Friesen Amor und Granit, später kam noch Wybe dazu, unternahmen wir mehrwöchige Fahrten in die Lüneburger Heide und zurück. Auf diesen Touren lernten wir das Wesen dieser Pferderasse lieben und schätzen. Die Zeit verging im Fluge, aber wir mussten an die Zukunft denken und so erwarben wir von dem königlichen Friesengestüt in Leeuwarden 4 Hengstfohlen. Die Fohlen wuchsen bei uns auf und gehörten zur Familie, die Hengste Wotan und Odin begleiteten uns fast 20 Jahre.

Wir fuhren um Münster und mehrfach in die Lüneburger Heide, auf vielen größeren Umzügen waren wir präsent. Unsere letzten Friesenhengste, das Zwillingspaar Donar und Odin 2 zeigten uns noch einmal, was für eine tolle Verbindung unsere Pferde und die Centauren über so viele Jahre eingegangen waren. Es war, als würde einem das Herz aus dem Leibe gerissen, als unsere Zwillingshengste verladen 2006 vom Hofe fuhren. Alles könnt ihr von mir haben, nur die Pferde und den Wagen, lasst mir…

Mit ihnen ging der Geist der Centauren. Unsere große Zeit als Reiter war vorbei.

 

Ottenstein 1990

Zufällig traf Ekki  den Zugvogel Wotan, den er noch als Herbergsvater aus Haltern kannte. Wotan war jetzt Bundesführer des Zugvogels. Er erzählte von einem überbündischen Singewettstreit des ZV am 1. Mai am Ottenstein und lud uns dazu ein.

Die Neugierde siegte über die Skepsis. Dort angekommen verschlug es uns erst einmal die Sprache. Da stand Schwarzzelt an Schwarzzelt und es herrschte ein buntes Leben. Gefährten aus den verschiedensten Bünden klampften und sangen gemeinsam, es mögen wohl so einige 100 gewesen sein. Sie waren aus allen Himmelsrichtungen und Bünden gekommen. Es war ein tolles Erlebnis. Von nun an war klar, am 1. Mai würde unser Ziel der Ottenstein sein.

Bei dem großen Umtrunk in der Walpurgisnacht lernten wir Timo kennen. Zwar betrachtete er uns alte Säcke ersteinmal etwas skeptisch, aber die Hemmungen lösten sich schnell an der Theke. Wir luden Timo in den Centaurenwald ein, er kam und war hellauf begeistert. Mit Kennerblick hatte er sofort erkannt, welche Möglichkeiten das Gelände der CP Ravensberg bot.

Er besuchte uns nun häufiger, brachte seine Roverfreunde mit und später wurden auch die Sippen und die Meute bei uns heimisch. Wir saßen manche Nacht am Feuer, bei guten Gesprächen und Gitarrenklang, feierten tolle Feste und mühten uns bei Arbeitseinsätzen ab. Heute kann man wohl sagen, dass die CP Ravensberg ein Bestandteil der Centauren ist.

 

Centauren

Der BdP Lemgo suchte für sein Stammeslager einen Platz, so lernten wir Anfang des 2. Jahrtausends Cord kennen. Das Lager muss wohl ein Erfolg gewesen sein denn danach kamen die Lemgoer Pfadfinder häufiger und waren bei Arbeitsätzen genau so präsent wie bei den Feiern. Ihr Gitarrenspiel an den Feuern verstummte erst gegen Sonnenaufgang und heute sind sie, genau wie die CP Ravensberg, ein Teil der Centauren.

Vor ca. 25 Jahren beschlossen die Centauren, den Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, ihre Kohte für eine Nacht, oder ein Lagerleben im Centaurenwald zu führen. Im Laufe der vielen Jahre nahmen 100te das Angebot an. Es waren BdP aus Lemgo, Wuppertal, München und Oerlinghausen, CPer, VCPer, DPBer, Wandervögel, Neroter, ZV aber auch Gruppen wie die Waldjugend, Johanniter oder die Schützenjugend, die sich hier trafen, verbrüderten und Freundschaften schlossen. Aber auch ältere Bündische, die den Kontakt zu ihren Gruppen verloren haben, sind jeder Zeit als Gast willkommen oder können sich den Centauren anschließen. Alles in allem kann man wohl sagen, daß der Centaurenwald bis heute ein Erfolg auf ganzer Linie ist.

Horrido und Gut Pfad   

Ekki

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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